1952

Geschehen

Am 5.4.1952 findet die Hauptversammlung statt, zu der 37 Mitglieder anwesend sind. Hauptthema sind der geplante Flugtag zur Vorstellung und Taufe des Babys.
Die Neuwahl der Vorstandschaft bestätigt den 1. und 2. Vorsitzenden, Christian Lauxann und Erwin Stuhler in den Ämtern.

Das erste Flugzeug wird fertiggestellt

Unter der Leitung von Willi Jauch wird der Bau des Grunau Baby über den Winter und im Frühjahr vorangetrieben. Jede freie Minute wird in der behelfsmäßigen Werkstatt investiert, um möglichst bald wieder selbst fliegen zu können. Die Mitglieder werden aufgefordert, bei der Beschaffung von Material mitzuhelfen und eigene Werkzeuge dem Verein zum Zwecke des Flugzeugbaus zur Verfügung zu stellen. So kann das Baby dann nach nur einem guten halben Jahr Bauzeit im April 1952 fertig gestellt werden. Es wird im Rahmen des ersten offiziellen Flugtages auf dem Dettinger Gelände nach der Wiederzulassung des Segelfluges am 4. Mai der Öffentlichkeit vorgestellt und vom damaligen Landrat des Landkreises Nürtingen, Dr. Schaude, auf den Namen „Sybille von der Teck“ getauft.

Der Kampf um den Fortbestand des Fluggeländes

Bereits im Januar 1952 kommt es zu einer Vereinbarung zwischen dem Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Staatsrentamt Stuttgart, und dem nun nach Aufnahme der badischen Luftsportgruppen zum WBLV umfirmierten Luftfahrtverband. Darin wird die Rückübertragung von Vermögen und Immobilien, die sich vor dem Krieg im Besitz der Vorgängerorganisation des WLV befanden - darunter auch die Flughalle in Dettingen - beschlossen.  So kann in der Folge noch im Laufe des Jahres die Werkstatt der Dettinger Flieger wieder vom Löwen in die Flughalle verlegt werden, nachdem diese durch die ersten Mieter geräumt wurde.

Mithilfe eines Rechtsverfahrens kann zunächst auch die durch Grundbucheintragungen festgehaltene, ursprüngliche Nutzung der Flächen des Fluggeländes durchgesetzt werden, auf dessen Basis das Innenministerium am 25.04.1952 eine vorläufige Genehmigung für das Fluggelände erteilt.  Dies macht den Weg frei für einen Antrag der Fliegergruppe bei der Gemeinde und dem WLV zur Durchführung eines Flugtages auf dem alten Gelände. Dieser wird genehmigt - und so kann am 4. Mai 1952 zum ersten Mal nach dem Krieg wieder auf dem Dettinger Gelände offiziell geflogen werden! Zu diesem Tag kommen auch andere Fliegergruppen aus dem Landkreis Nürtingen mit ihren Flugzeugen nach Dettingen, sodaß sich ein reger Flugbetrieb entwickelt, der sehr viele interessierte Zuschauer anlockt – in der Presse ist später von mehreren Tausend die Rede.

Am 3. Juli 1952 erteilt das Regierungspräsidium die formale Zulassung des Fluggeländes. Eingeschlossen sind zu diesem Zeitpunkt immer noch die Gummiseil-Startstellen am Gelben Fels und am Hörnle.
Leider bedeutet das jedoch noch keine Sicherheit für den weiteren Flugbetrieb auf dem Fluggelände. Denn der oben genannte Grundbucheintrag in den Grundstücken, der deren Nutzung als Fluggelände ermöglichte, wird auf Betreiben der Gemeinde am 18. Juli 1952 gelöscht, um die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes, wie in dem im Vorjahr mit der Molkerei- und Viehweidegenossenschaft abgeschlossenen Pachtvertrag festgelegt wurde, duchzusetzen. Die Situation spitzt sich ab dem Herbst weiter zu, nachdem die Molkerei- und Viehweidegenossenschaft die Segelflieger in der Folge auffordert, den Flugbetrieb einzustellen und sich konsequent weigert, einen Teil des als Viehweide geplanten Geländes an die Fliegergruppe abzutreten. Am 25.11.1952 berichtet der Teckbote vom Ende des Segelfluges an der Teck.

Nun regt sich Widerstand im Gemeinderat und auch in der Bürgerschaft. Eine von den Mitgliedern der Fliegergruppe durchgeführte Unterschriftensammlung zur Anfechtung des Pachtvertrages zwischen der Gemeinde Dettingen und der Viehweidegenossenschaft wird von 1021 Bürgern aus Dettingen unterschrieben und am 1.12.1952 der Gemeinde übergeben!

Flugbetrieb

Im Sommer findet ein gemeinsames Fluglager mit der Fliegerguppe Wendlingen-Köngen auf dem Dettinger Gelände statt. Die Dettinger stellen ihr Baby III, die Gruppe aus Wendlingen und Köngen kann einen Schulgleiter SG 38 und eine Winde beisteuern! So wird erfolgreich ein gemeinsamer Flugbetrieb aufgezogen, bei dem viele ihren fliegerischen Ausbildungsstand wieder auffrischen können.

Da ansonsten keine eigene Winde zur Verfügung steht, werden auch Gummiseilstarts mit dem Baby durchgeführt, u.a. auch von der alten Startstelle oben am Gelben Felsen.

Trotz aller Widrigkeiten konnten in diesem ersten Flugbetriebsjahr nach der Wiederzulassung des Luftsports rund 500 Starts und 53 Flugstunden erflogen werden. Dabei wurden 4 A-, 1 B- und 3 C-Prüfungen erflogen; 6 Klasse I und 11 Klasse II Luftfahrerscheine wurden an Dettinger Piloten erteilt.

Um nicht auf andere Gruppen oder Gummiseilstarts angewiesen zu sein, wird der Bau einer eigenen Winde beschlossen und angegangen. Als Basis dafür diente ein amerikanischer PKW der Marke Packard. Dessen Anschaffung wirde über Spenden und Sammlungen in der Gemeinde Dettingen finanziert. Der Umbau zur Startwinde erfolgt unter der Leitung von Eugen Kautter. 
Parallel dazu wird zum Zwecke der Ausbildung der Bau eines Schulgleiters SG38 beschlossen und in Angriff genommen.